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Lagebericht Nr. 8 (oder auch: Deutschland meets Florida)

Posted by on October 8, 2012

Den Anfang der Woche machte -ich sehe gar nicht ein, mich da den Amis anzupassen- der Montag. Und an dem hieß es:Lernen! Denn am Dienstag standen mir gleich 2 Klausuren bevor. Also habe ich gar nicht weiter das Haus verlassen, sondern den ganzen Tag im Hartz IV Outfit (Jogginghose und Schlabbershirt)mit noch etwas matschigem Kopf vom Fieber am Abend vorher meine Karteikarten geschrieben und versucht mir das Aufgeschriebene einzuprägen. Viel Spannendes hatte der Tag also nicht zu bieten.

Nachdem sie mit der Uni fertig war hat Johanna mich besucht und mir erzählt, dass eine Kollegin ihrer Hostmum eine Idee für einen Volunteer Job für mich hat. (Wir müssen innerhalb unseres Jahres 40 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten) Und zwar bei einer Art Tierheim, genannt pet adoption, wo ich mich um Hunde kümmern muss. Heißt also: Futter geben, Wasser auffüllen, Käfige säubern, spazieren gehen und die Hunde möglichen Interessenten vorstellen. Hörte sich an, als würde es passen und als ich abends Joann davon erzählte meinte die, dass sie die Mailadresse der Zuständigen für die Freiwilligenarbeit bei der pet adoption hat. Also habe ich am gleichen Abend noch eine Mail verschickt und mein Interesse an einer Stelle als freiwillige Helferin bekundet…

…und habe am Dienstag auch gleich um 5 Uhr morgens die begeisterte Zusage erhalten. Juhuuu. Also werde ich mich jetzt regelmäßig am Wochenende um heimatlose Hunde kümmern. : ) Dann ging es ab zur Uni. Dort hatte ich meine Klausur in ‘American Popular Culture‘ (ist mittelmäßig gelaufen, Ergebnis steht noch aus) und in ‘Human Communication‘ (ist sehr gut gelaufen, 96%). Nach der Uni bin ich zu Johanna gefahren, da ich für den nächsten Tag noch eine PowerPoint Präsentation basteln musste und das Programm leider nicht auf meinem PC habe… Aber wir hatten einen lustigen Abend zusammen und um 10 bin ich dann mit der fertigen PPT auf meinem Laptop nach Haus gefahren.

Am Mittwoch habe ich dann meine erste Freiwilligenarbeit an der Uni geleistet. (Wir können unsere Stunden an unterschiedlichen Orten sammeln) Auf dem Campus war diese Woche die ‘German Culture Week‘ und ich war für einen Tag der Schatten meiner Collegekoordinatorin, die gleichzeitig auch Dozentin am German Department an der KSU ist. Zusammen mit ihr habe ich an diesem Tag 3 German classes besucht. Für die erste class (so genanntes Babydeutsch, also Anfänger) habe ich die am Vortag zusammengestellte PowerPoint Präsentation benötigt, denn dort habe ich mein Austauschprogramm vorgestellt. Das Programm betreut nicht nur Austausch von Deutschland nach Amerika, sondern auch andersrum und ich wollte den jungen Amerikanern den Austausch schmackhaft machen. Kam glaube ich ganz gut an, auch wenn die Fragen nicht auf großes Interesse am Programm hinweisen, sondern eher auf Interesse an anderen Dingen: ‘Where did you buy your nailpolish? I love it!‘ Ja nee, ist klar… : D

Die 2. Class war für Fortgeschrittene (3. Jahr Deutsch) und dort hat eine Studentin eine Präsentation gehalten, weshalb sie Deutsch lernen wollte/will und was sie an Deutschland fasziniert. Das fand ich sehr interessant zu hören, denn gerade an der KSU werden unglaublich viele Sprachen angeboten und ich muss sagen, dass ich Deutsch ungefähr so attraktiv finde wie Russisch, also gar nicht. Daher fand ich es spannend, was ihre Beweggründe waren ausgerechnet Deutsch zu lernen. Meine Aufgabe bestand darin, die Präsentation zu bewerten.

Die 3. Class war ebenfalls fortgeschritten (2. Jahr Deutsch) und dort haben die Studenten ihre selbst erstellten Bilderrätsel vorgestellt. Sie haben Präsentationen gehalten und uns Bilder und Beschreibungen von deutschen Städten gegeben und wir mussten am Ende die Stadt erraten. Das war akzenttechnisch sehr niedlich und ich finde für das 2. Jahr Deutsch auch außerordentlich gut. Hier sollte ich ebenfalls beim Bewerten helfen, denn das beste Bilderrätsel soll in einer deutschen Zeitung hier in Amerika veröffentlicht werden. Aufregend! Nach der 3. Stunde bin ich erstmal nach Haus gefahren und habe dort ein wenig Hausaufgaben gemacht.

Abends gab es dann einen so genannten ‘German Stammtisch‘. Wir haben uns in Marlow’s Tavern getroffen und am Ende mit über 20 Studenten die Deutsch lernen, Deutschen und Deutschlehrern dort gesessen, etwas gegessen und geredet. Das war ein toller Abend und ich habe endlich mal einen ganzen Haufen lieber Amerikaner etwas näher kennengelernt. Und dann auch noch welche die Deutsch, Deutsche und Deutschland toll finden. Besser geht es nicht. ; )

Beim Verabschieden haben mir ein paar Studenten das Versprechen abgenommen, dass ich am nächsten Tag ihre Deutschstunde besuche. Sie hatten die Hausaufgabe eigene Märchen auf Deutsch zu schreiben und wollten, dass Ischa (eine Austausch-Deutschlehrerin) und ich uns die Märchen anhören. Also begann mein Donnerstag etwas früher als normal und ich besuchte vor meinem Unterricht erneut eine German class. Das war das frühere Aufstehen auch wirklich Wert, denn es war so süß die in fehlerhaftem Deutsch und mit niedlichem Akzent ganz stolz vorgetragenen, selbst ausgedachten Märchen zu hören. Das hat meine eigenen (an dem Tag leider staubtrockenen) classes um einiges erträglicher gemacht. Als ich abends zu Hause war hieß es dann: Packen für mein Wochenende in Florida.

Und am Freitag ging es dann endlich wieder auf die Straße! Um 8 Uhr morgens kam Johanna zu mir und wir starteten mit meinem Auto unseren Roadtrip nach Florida. Juhuuu, endlich den Sunshine-State erkunden! Ziel unseres Besuches war Maria, eine PPPlerin die in Tallahassee, der Hauptstadt Floridas, platziert ist. Nach ca. 5 Stunden Fahrt (die mir viel kürzer vorkamen dank Johannas Entertainment an Bord) waren wir schon da und bezogen unser Quartier bei Werner, einem alten Schulfreund von Johannas Oma. Werner wohnt mit seiner Frau schon seit vielen Jahren in Florida und zufälligerweise nur ca. 12 Minuten von Maria entfernt. Und als er von unserem Plan, ein Wochenende in Tallahassee zu verbringen, gehört hat, hat er gleich angeboten uns zu beherbergen. So mussten wir weder ein Hotel bezahlen, noch die Gastfreundschaft von Marias Hosteltern auf die Probe stellen.

Nach einem netten Gespräch bei Kaffee und Kuchen mit Werner und seiner Frau machten wir uns dann fertig. Denn an diesem Abend sollte es ja für uns deutsche Mädels das erste Mal auf ein Oktoberfest gehen. In Florida. : D Also habe ich mich in mein frisch erstandenes Dirndl geschmissen und Johanna sich in Bluse und Hose, wir haben Schminke aufgelegt und unsere Haare gemacht und dann hat uns Maria (natürlich auch im Dirndl) auch schon abgeholt und wir sind zur Location gefahren. Wir waren recht früh da (kurz nach 5), denn netterweise hat der Veranstalter des Oktoberfestes uns eingeladen umsonst an der Feier teilzunehmen, wenn wir ein wenig helfen und mit unserer Anwesenheit Deutschland vertreten. So haben wir immerhin $50 gespart und trotzdem frei Essen und alkoholfreie Getränke  bekommen. : )

 Als dann die Gäste kamen und die Musik begann sowie das Buffet eröffnet wurde, war mir klar: Oktoberfest in Amerika ist seltsam. : D Das Essen war grundsätzlich lecker, aber irgendwie nicht so richtig Deutsch. So gab es als typisch deutsches Essen Hotdogs, nur nicht mit normalem Würstchen und Röstzwiebeln, sondern mit Bratwurst und Sauerkraut. Und die Musik hörte sich an wie irgendwo aus der tiefsten Schublade der DDR ausgegraben, nicht wirklich passend. Zum Glück wurde die schlimme Musik von der CD dann irgendwann durch eine Liveband abgelöst. Die war klasse, aber mit ‘Sweet Home Alabama‘ und weiteren Countrysongs auch nicht wirklich deutsch. : D Aber wir hatten unseren Spaß und ich hab wieder einen Haufen netter Leute kennen gelernt. Besonders hat es uns der aufgestellte Fotoautomat angetan. Mit einem Haufen unmöglicher Hüte, Brillen, Masken und anderer dekorativer Kleidungsstücke konnte man sich einkleiden und dann Fotos machen, die man anschließend umsonst als Erinnerung mitbekommen hat. Klasse! Klar, dass wir dort ein paar Durchgänge machen mussten…

Um 10 war für uns das Oktoberfest dann zu Ende und wir haben uns auf den Weg in eine Diskothek gemacht, in der Maria schon den einen oder anderen netten Abend verbracht hat. Keine Ahnung wie die Besitzer Profit machen, denn dort hat man $10 Eintritt bezahlt und konnte den ganzen Abend umsonst trinken. Und es gab keinen Fusel, sondern echten Jack Daniels, Bacardi u.s.w. …wie man sich denken kann hatten wir dort unseren Spaß und haben viel getanzt, getrunken und gelacht. Um 2 lagen Johanna und ich dann totmüde im Bett und haben uns schon auf den nächsten Tag gefreut.

Leider begann der Samstag bereits um 7:30 Uhr, denn um 9 wollten wir schon mit Maria an die Golfküste fahren und dort einen Tag am Strand verbringen. Mit den kleinsten Augen der Welt gab es dann erstmal das beste Frühstück seit langem: RICHTIGE BRÖTCHEN!!! Das ist eine der Sachen die mich hier in den USA echt stören… Die Amerikaner kennen brottechnisch nichts, wofür man Zähne braucht. Brötchen sind hier von der Konsistenz wie Milchbrötchen, also absolut nichts für mich. Aber Werner und seine Frau haben einen Ort gefunden, wo man richtige Brötchen kaufen kann. Was für ein Hochgenuss! : ) Dann schnell Bikini und Strandtuch eingepackt und schon ging es los. Dieses Mal musste Marias Auto herhalten und wir machten uns auf den Weg zum Strand.

Knapp 2 Stunden später kamen wir dann an und verbrachten einen wunderbaren Tag auf der St. George Island an der Golfküste von Florida. Bei über 30°C und blauem Himmel haben wir 3 Weißwürste uns dann alle schön verbrannt, aber ich bin noch ganz gut dabei weggekommen, eher braun als rot. Johanna, die unterm Sonnenschirm eingeschlafen ist und dank wandernder Sonne dann ca. 45 Minuten in deren prallen Pracht geschlafen hat, sieht leider ziemlich schlimm aus…

Um 5 machten wir uns wieder auf den Rückweg, denn um 7 sollte es bei Werner ein deutsches BBQ geben und danach wollten wir Football gucken. Als wir noch ca. 30 Meilen zu fahren hatten, hat das Auto auf einmal komisch geklungen beim Fahren. Wir sind rechts rangefahren und siehe da: Der Reifen vorne rechts war platt. Hm. Papa anrufen (erster Reflex) geht ja jetzt schlecht. Erstmal haben wir uns alle ratlos angeguckt, dann habe ich im Kofferraum nach einem Ersatzreifen geguckt. Und einen gefunden! Also Ersatzreifen, Wagenheber und Schraubenlosmach-Dingens aus dem Kofferraum geholt und angefangen das Auto aufzubocken. (Danke Papi, dass du mir mal gezeigt hast wo man den Wagenheber platzieren muss! : )) Als wir das Auto halb hoch hatten, kam netterweise ein total lieber Kerl in den 20ern vorbei und hat uns seine Hilfe angeboten. Er hat uns vom anderen Ende der Straße gesehen und richtig geschlussfolgert, dass wir allein nicht so richtig gut klarkommen. Er hat uns dann den Reifen gewechselt und wir haben uns schon gefreut, dass wir jetzt trotzdem rechtzeitig zum Essen bei Werner ankommen, als wir den Wagenheber wieder absenkten und der Reifen irgendwie auch nachgab. Am Ende stand das Auto wieder auf der Felge. Der Ersatzreifen war auch platt. : D Naja, unser Retter in der Not riet uns, zur nächsten Tanke zu fahren und dort Luft nachzufüllen. Also sind wir mit dem platten Ersatzreifen mit 10 Meilen die Stunde über die Landstraße geschlichen bis zur nächsten Tankstelle.

Dort hat uns erneut ein freundlicher Mann seine Hilfe angeboten und unser Auto aufgebockt. Da der Reifen viel zu locker auf der Felge saß, hatte das Auffüllen mit Luft leider keinen Sinn, denn die Luft ist sofort wieder entwichen… Also riet uns dieser Retter in der Not, dass wir AAA (amerik. ADAC) anrufen sollten um dort Hilfe zu bekommen. Zum Glück war ich schon vor meinem Trip nach Chicago so schlau gewesen eine Mitgliedschaft dort abzuschließen, sodass ich dort anrufen und Hilfe anfordern konnte. Was super ist: AAA gilt für mich, nicht für mich und mein Auto. Dort konnte ich jetzt einfach anrufen und die Leistungen in Anspruch nehmen, obwohl es nicht mein Auto war. Zum Glück für Maria, die sonst die Abschleppkosten hätte tragen müssen, habe ich sogar eine Plus Mitgliedschaft, in der Abschleppen bis zu 50 Meilen inbegriffen ist. Uns wurde gesagt, dass innerhalb einer Stunde ein Abschleppwagen da sei. Nun hieß es warten. Die Zeit haben wir uns mit einem Picknick auf dem Tankstellen-Parkplatz neben unserem aufgebockten Auto vertrieben. Und ich muss noch einmal sagen: Unglaublich, wie hilfsbereit die Amerikaner sind! Wir wurden in den 50 Minuten Warten bestimmt 7 Mal von Kunden der Tankstelle gefragt, ob sie uns irgendwas helfen können. Total nett!

Um kurz vor 8 kam dann endlich der Abschleppwagen und hat das Auto aufgeladen, uns Mädels ins Fahrerhaus buxiert und ist mit uns die 30 Meilen bis zu Marias Haus gefahren. Dort hat er das Auto abgesetzt und gut war. (Beide Mädels sind übrigens jetzt seeehr interessiert an einer Mitgliedschaft bei AAA ; )) Marias Hostmum hat Johanna und mich dann zu Werner gefahren und gegen 9 kamen wir dann endlich zu unserem heiß ersehnten deutschen BBQ. Lecker!

Am Sonntag haben wir erstmal ausgeschlafen. Um 9 haben wir dann erneut ein super leckeres Frühstück mit Brötchen bekommen und sind danach mit Werner zu Maria gefahren und haben sie aufgegabelt. Dann hat Werner uns eine kleine Stadtrundfahrt in Tallahassee gegeben. Ich muss sagen: Ich bin froh über meine Platzierung! Florida ist mir zu schwül, zu heiß (es ist Oktober und ich bin gestorben. Ich will nicht wissen wie Juli und August dort sind…) und irgendwie hat mir die Stadt auch nicht so gut gefallen. Urlaub am Strand: ja. Dort wohnen: nein. Um 12 haben wir uns dann mit Werners Frau in einem Restaurant getroffen und die beiden haben uns zum Mittag eingeladen. Mein erstes Mal All-you-can-eat in den Staaten… Naja, ‘All‘ ist bei mir nicht sooo viel musste ich feststellen. : D

Als wir dann wieder bei Werner waren, hieß es auch schon Abschied nehmen und wir haben uns um 2 auf den Weg Richtung Heimat gemacht. Die Fahrt war erneut sehr unterhaltsam und um kurz nach 6 waren wir wieder daheim in Acworth. Uh, was bin ich erschrocken, als ich aus dem Auto ausgestiegen bin. Es ist super doll abgekühlt über das Wochenende. Wir sind hier bei 27°C losgefahren und jetzt waren es gerade mal 19°C. Brrr. Ich hoffe das bleibt nicht so! Sonst hatte der Sonntag nicht viel mehr zu bieten. Sachen auspacken, ein bissl mit Joann quatschen, die über’s Wochenende bei ihrer Schwester in den Bergen war und dann schnell meine Erinnerungen in den Blog packen, bevor sie verstauben und ich die Hälfte vergesse.

Und jetzt werde ich gleich noch meine Fotos hochladen und dann ins Bett gehen. Denn morgen muss ich einen 7-Seiten Aufsatz für die Uni schreiben, den ich Dienstag abgeben muss… Wie ich das auf Englisch schaffen soll ist mir ein Rätsel… ; )

Ich wünsche euch eine tolle Woche!

Eure Julia

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