Erstaunlicherweise begann auch diese Woche mit einem Montag. ; ) Wie vielleicht einige von euch noch nicht wissen, studiere ich nur dieses Semester an der KSU. Ab Januar bis Ende Juni muss ich arbeiten. Eigentlich dem Job, den ich in Deutschland gelernt habe. Leider hat die Organisation jedoch bei der Wahl meiner Platzierung nicht bedacht, dass man in Georgia eine amerikanische „Insurance License“ braucht um in einem Versicherungsunternehmen arbeiten zu können. Sogar wenn man keine Versicherungen verkauft, sondern „nur“ im Innendienst arbeitet. Somit bin ich bei meiner Jobsuche in der Versicherungsbranche gegen eine Wand gefahren und muss jetzt einen anderen Job als offensichtlich ungelernte Kraft finden. Bei der katastrophalen amerikanischen Wirtschaft im Moment kein leichtes Unterfangen… Deshalb hatte ich am Montagmorgen einen Termin beim Career Center der KSU. Dort habe ich der Mitarbeiterin mein Problem geschildert und sie hat mir einige gute Tipps mit auf den Weg gegeben wie ich evtl. einen Job finden kann.
Als ich wieder zu Hause war, habe ich meine Bewerbungsunterlagen noch einmal ein wenig überarbeitet und einen neuen Schwung Bewerbungen rausgesandt, allesamt für Bürotätigkeiten bei denen ich davon ausgehe, dass ich dort keine allzu lange Einarbeitung benötige. Anschließend habe ich mir –mal wieder- bei bestem amerikanischen Trash-Fernsehen eine kleine Pause gegönnt bevor ich angefangen habe meinen Blogeintrag zu schreiben. Und erneut hat der Postbote an diesem Tag Post aus der Heimat gebracht: Mami hat mir einen kleinen Adventskalender und eine Postkarte geschickt. Zu dem Adventskalender hat sie 2 Halloweenfotos aus vergangenen Jahren geschickt, die musste ich natürlich gleich Joann zeigen. Da musste ich ihr erstmal erklären, warum wir Halloween feiern, wenn wir doch eigentlich kein Halloween feiern. : D
Am Dienstag habe ich mich morgens ordentlich aufgehübscht denn ich hatte eine neue Mission: Ich wollte in die Mall fahren und dort nach Jobs fragen. Denn wenn ich schon etwas anderes machen muss als das was ich gelernt habe, dann kann das auch ruhig was mit Klamotten und Kundenkontakt sein. Denn so werde ich auf jeden Fall sprachlich einen großen Sprung machen UND bekomme einen schicken Rabatt auf die Kleidung. Win-Win also. Aber –siehe da- auch das ist nicht so einfach. Ich hatte jede Menge positive Resonanz, aber bei Macy’s und bei JCPenney wurde ich von begeisterten Angestellten an einen PC gesetzt und musste mich dort online bewerben. Da rechne ich mir keine großen Chancen aus, denn auch wenn jede Bewerbung so ca. 45 Minuten gedauert hat, so werden dort nur Standardsachen abgefragt, unter anderem Erfahrungen in dem Beruf und vorherige Arbeitgeber. Und ich habe das Gefühl so ohne Berufserfahrung und nur mit deutschen Schulen und Arbeitgebern wird man gleich in die Mülltonne gehauen.
Bei Aéropostale habe ich immerhin mit der Store Managerin gesprochen und diese hat mir ein Bewerbungsformular mitgegeben. Dort habe ich wenigstens die Möglichkeit gehabt noch kurz handschriftlich etwas zu meinem Programm zu erwähnen etc. Außerdem habe ich über Keelee einen Kontakt zum Laden und wurde jetzt von einer Angestellten „angeworben“. Also schon etwas vielversprechender. Als letztes habe ich mir einfach gedacht, dass ich einfach mal zu Abercrombie & Fitch gehe. (Für die Generation die A&F nicht kennt: Das ist eine Klamottenkette die es mittlerweile fast in jeder Großstadt gibt und die gerade in Deutschland extrem gehyped wird. Klamotten sind ziemlich Neutral und in Deutschland ziemlich teuer. A&F hat den Ruf das dort nur Models arbeiten und die Läden sind parfümgeschwängert, dunkel und mit lauter Musik. : D) Aber fast jeder kennt halt die Marke und in HH hat gerade dieses Jahr ein A&F aufgemacht.
Also bin ich rein und hab gefragt ob die nen Job haben. Das Mädel an der Kasse hat mich von oben bis unten gemustert und meinte dann: „Da hinten ist ein PC zum Bewerben. Aber da ist gerade eine dran.“ Nochmal gemustert. „Komm mal mit nach hinten.“ Also bin ich mit ihr „nach hinten“ und dort hat sie mir eine Homepage plus ein geheimes Passwort aufgeschrieben, mit dem ich mich als „Model“ (so heißen die Verkäufer da wirklich) bewerben kann. Als sie mich dann gefragt habe ob ich schon 18 sei und ich sagte, dass ich bereits 24 bin haben wir uns ein wenig unterhalten und sie hat mich irgendwann gefragt, ob ich mich nicht lieber für das „Manager in Training“ Programm bewerben will. Da wird man 3 Monate im Store bei der Arbeit in das Store Management eingearbeitet und wird dann als Manager übernommen. Naja, warum nicht. Sie war so super begeistert, sie hat ihren Namen aufgeschrieben den ich UNBEDINGT bei meiner Bewerbung angeben soll und wollte meinen Namen und meine Telefonnummer haben, damit sie die an die General Managerin weitergeben kann. Die soll mich nun nächste Woche anrufen… Also bitte Daumen drücken, denn ich glaube das wäre wirklich cool!
Am Mittwoch ging wieder alles um das Thema Bewerbungen und ich habe noch ein paar Firmen rausgesucht, bei denen ich kommende Woche nach einem Job fragen möchte. Nächste Woche weil: Es waren schon Thanksgiving-Ferien und die meisten Firmen hatten geschlossen. Ansonsten habe ich mit Joann ein paar Vorbereitungen für Thanksgiving getroffen. Abends haben dann ein paar Mädels gefragt, ob ich zu einem Sit-in vorbeischauen mag und so haben wir den Abend ganz entspannt mit jeder Menge Mädelsgespräche ausklingen lassen und ich habe nebenbei Lydias Hund “Schnitzel” als neuen Freund gewonnen. (Anmerkung: „Jungsprobleme“ scheinen hier ganz genauso zu sein wie in Deutschland. ; ))
Dann kam der Donnerstag und mit ihm mein erstes Thanksgiving in den USA! Vormittags gab es erstmal die Live-Übertragung von Macy‘s Thanksgiving-Parade in New York im Fernsehen. So etwas hab ich noch nie gesehen, es ist wirklich wie in den Filmen: New York wird lahmgelegt und 2 Stunden lang fahren riesige Wagen die wie verrückt geschmückt sind durch die Stadt, (und dann halten die mal eben an und auf einmal stehen da FloRida oder Colbie Caillat auf dem Wagen, singen ein Lied und dann fährt die Parade weiter…) gigantische Luftballonfiguren die mehrere Stockwerke hoch sind fliegen über der Parade und unzählige Spielmannszüge fahren auf. Und am Ende das Highlight: Santa Claus kommt auf seinem Schlitten und in New York schneit es Unmengen weißes Konfetti. Verrücktes Völkchen die Amerikaner.
Gegen 5 haben Joann und ich uns dann aufgebretzelt und sind mit unserem Beitrag zum Thanksgiving-Meal im Gepäck zu den Eltern von Dustin gefahren. Bei Donny und Darlene hatten wir ja schon unseren Südstaatentag mit BBQ und Brunswick Stew, daher kannte ich die beiden bereits. Dieses Mal waren noch beide Großelternpaare von Dustin dort sowie seine Schwester (plus Baby im Bauch) und Mann und Dustins Cousine. Während die Frauen in der Küche das Essen auf Schüsseln verteilt haben, saß ich mit den Männern im Wohnzimmer und habe versucht die ganzen neugierigen Fragen zu meiner Person zu beantworten. Versucht weil es wie folgt aussieht: Dustin hat einen relativ starken Südstaaten-Akzent, aber mittlerweile habe ich keine Probleme mehr ihn zu verstehen. Dustins Vater Donny hat einen starken Südstaaten-Akzent, aber wenn ich mich konzentriere, dann kann ich ihn ganz gut verstehen. Dustins Opa ist, glaube ich, der Erfinder des Südstaaten-Akzentes. Fast keine Chance ihn zu verstehen. Und er war derjenige der die meisten Fragen hatte. Also habe ich immer freundlich gelächelt und genickt (wie Joann es mir vorher gesagt hat, denn sie kommt ja aus Wisconsin und versteht ihn auch fast gar nicht) und wenn sich seine Betonung nach einer Frage angehört hat, dann habe ich einfach irgendwas über mich erzählt. : D
Das anschließende Essen war UNGLAUBLICH. Ich habe glaube ich noch nie so viel Essen in einem normalen Haus auf den Tischen gesehen! Ich kann es nicht beschreiben, aber ich glaube das Foto spricht für sich. Es gab Truthahn, Schinken, Rindfleisch, 2 Sorten Creamcorn, verschiedene Sorten Brötchen, Süßkartoffeln, Kartoffelbrei, Kartoffelgratin, grüne Bohnen, seltsame dicke Bohnen, Kidneybohnen, Stuffing, ein Gratin dessen Namen ich vergessen habe, Coleslaw, Soße, Cranberrygelee und und und. Und es war wirklich lecker!
Vollgestopft haben wir uns dann alle ins Wohnzimmer gesetzt und haben das nächste Highlight des Tages angeguckt: Die Lichter an dem riesigen Weihnachtsbaum von Macy’s in Atlanta wurden angemacht. Dazu gab es eine Fernsehshow, Stars haben performt und als die Lichter angemacht wurden gab es ein Feuerwerk. Anschließend haben wir noch den Weihnachtsklassiker von den „Grisworlds“ geguckt, bis wir uns auf den Weg zum Black Friday Shopping machen konnten.
An Tante Kiki: Ab jetzt geht es los mit weihnachtlichen Geschmacklosigkeiten, denn hier wird die Weihnachtszeit durch Thanksgiving eingeläutet. Jetzt gibt es einen Fernsehsender der den ganzen Tag Weihnachtsfilme spielt und auch einen Radiosender in Altanta, auf dem ab jetzt 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche Weihnachtslieder laufen. Würg. UND an Thanksgiving werden in den Häuser die Weihnachtsbäume aufgestellt! Joann und ich haben allerdings beschlossen, dass wir uns weigern im T-Shirt unseren Weihnachtsbaum zu kaufen. Also warten wir noch. ; )
So, eingeläutet haben wir dann den Black Friday (der übrigens so heißt weil die Geschäfte meistens durch diesen Rabatt-Shoppingwahnsinn erst anfangen schwarze Zahlen zu schreiben) bei Walmart. Großer Fehler. Die Menschen dort waren wie Tiere. Ich hab so etwas noch nie zuvor gesehen! Wenn ihr einen Eindruck haben wollt wie es war, guckt euch dieses Video an. Das war zwar nicht unser Walmart (denke ich), aber GENAU so ist es abgelaufen. Wirklich. Also sind wir schnellstens rückwärts wieder aus dem Laden raus und sind zu einer Outlet-Mall gefahren. Dort war es zwar voll, aber durch die Größe der Mall hat sich der Andrang gut verteilt und wir konnten in aller Ruhe shoppen. Ich habe wunderbare Schnäppchen für meine Lieben zu Weihnachten gefunden. : ) Um 3 Uhr morgens waren Joann und ich wieder zu Hause, haben noch ein wenig gequatscht und sind dann um 4 ins Bett gegangen…Um anschließend um 9 wieder aufzustehen, denn bis 1 Uhr mittags galten noch die Black Friday Deals und Joann wollte unbedingt noch in ein paar Läden. Mit den kleinsten Augen die man sich vorstellen kann haben wir uns also nochmal in den Shopping-Wahnsinn gestürzt und waren dann um 3 ENDLICH wieder zu Hause. Dann hieß es erstmal Nickerchen machen.
Den restlichen Tag haben wir vor dem Fernseher verbracht und haben stundenlang eine Show gesehen, die „Say yes to the dress“ heißt. Dort suchen Bräute und Brautjungern ihre Kleider und jedes Mal gibt es ein Drama weil irgendwem irgendwas nicht gefällt. Sehr lustig. UND ich habe schon wieder Post bekommen, dieses Mal von meiner geliebten Putentunte Kiki! Ach, was habe ich mich gefreut ENDLICH das Weihnachtsalbum von The Baseballs in der Hand zu halten (denn da habe ich mich geweigert das bei iTunes zu laden, bei denen brauche ich das Original) und noch dazu einen niedlichen Schoki-Adventskalender. DANKE! <3Am Samstag habe ich morgens eine süße Nachricht bekommen: Anja, eine ehemalige Klassenkameradin aus der Realschule hat mir geschrieben, dass sie jede Woche meinen Blog liest und dabei jede Menge Spaß hat. Oh man! Es ist so toll, dass auch alte Bekannte, zu denen man so eigentlich gar keinen Kontakt mehr hat, den Blog verfolgen und immer noch fleißig mitlesen! Ich fühle mich wirklich geehrt und geschmeichelt und empfinde das als sehr großes Kompliment! : )
Ansonsten habe ich endlich mal wieder an der Pet Adoption gearbeitet und ich hatte wie immer meinen Spaß mit den großen und kleinen Hunden. Wir hatten auch eine Adoption, darüber freuen sich alle immer sehr, denn somit ist ein Hund in einem neuen Zuhause und ein Platz ist frei um einen anderen Hund zu retten. Denn: In den USA sind Kill-Shelter leider sehr verbreitet. Das heißt also wenn dort ein Hund abgegeben wird, dann wird 2-3 Wochen versucht diesen zu vermitteln. Wenn das nicht klappt, dann wird er eingeschläfert. : ( Der Shelter an dem ich arbeite ich ein sogenannter no-kill Shelter. Wenn hier ein Hund nicht vermittelt werden kann, dann wird er zur gleichen Organisation in einem anderen Bundesstaat weitergeleitet und die versuchen dort die Hunde zu vermitteln. Das klappt ziemlich gut und somit wird kein Hund eingeschläfert. Aber wenn einer vermittelt wird, dann holt unsere Organisation Hunde aus Kill-Sheltern raus. Deshalb sind Adoptionen hier doppelt toll.
Als ich wieder zu Hause war hatte ich WIEDER Post aus Deutschland. Oma Karin hat mir einen riesigen Adventskalender geschickt und wieder eine liebe Karte dazu. Was hab ich mich gefreut! Jetzt habe ich auf meinem Nachttisch 3 total unterschiedliche Adventskalender aus der Heimat. Danke an euch!
Der Sonntag war ein ganz entspannter Tag. Ich war wieder an der Pet Adoption (2 Adoptions und 2 Hunde die „Reserviert“ wurden. Und man kann davon ausgehen, dass die Hunde auch adoptiert werden, denn eine Reservierung kostet $100 und wird nicht zurückgegeben wenn man den Hund doch nicht nimmt. Und da eine Adoption insgesamt nur $175 kostet nehmen die meisten den reservierten Hund dann auch. Man klingt das komisch. Reservierter Hund.) Anschließend bin ich nach Hause gefahren, habe gebadet, mit den Hunden gespielt und mit Joann einen Film auf dem Weihnachtssender geguckt. Und jetzt sitze ich hier und es ist gerade Montag geworden. Also schnell den neuen Post hochladen, Bilder dazu (damit ihr alle auch gleich den neuen Eintrag lesen könnt wenn ihr bei der Arbeit seid ; )) und ab ins Bett.
Ich wünsche euch eine super tolle Woche und biiiiitte drückt mir die Daumen für die Jobsuche… Langsam werde ich nervös!
Eure Julia
- 😀 Geschmacklosigkeiten die 1.
- Plastik-Weihnachtsbäume
- ...Los geht der Wahnsinn...
- Thanksgiving
- So sehe ich immer fern.
- Schnitzel
10 Responses to Lagebericht Nr. 15 (oder auch: Thanksgiving-Wahnsinn)