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Wie alles begann…

Posted by on August 4, 2012

…eigentlich wollte ich diesen Post beginnen mit  „Es war einmal…“ aber dann fiel mir ein, dass so ja Märchen anfangen. Und obwohl es mir manchmal vorkommt als wäre es eins, ist das alles doch tatsächlich wahr.  Also angeblich. Obwohl nö… Ich kann nicht glauben, dass ich in 3 Tagen für ein Jahr in die USA fliege. Also doch lieber:


Es war einmal…

So, da war ich nun. Seit einem guten Jahr die Ausbildung und einen unbefristeten Arbeitsvertrag in der Tasche. Eigentlich alles super dachte ich. Aber dann kam ich irgendwann im Juni letzten Jahres von der Arbeit nach Hause und fand einen Brief von der Handelskammer im Briefkasten: Es gibt ein Stipendium vom Deutschen Bundestag für junge Berufstätige. Ein Jahr Amerika. Studieren und Arbeiten im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Ob ich nicht Lust hätte mich für das Programm zu bewerben fragte er mich. (Ist ja ein Märchen, ne? Dann kann mein Brief auch sprechen.)


Klar hatte ich Lust! Ein Jahr in die USA zu gehen war ja schließlich mein Traum seit ich 14 war! Also fix die Bewerberkarte ausgefüllt und die Bewerbungsunterlagen angefordert. Was war ich motiviert und voller Elan! Dann kamen ein paar Tage später die Unterlagen an und -was soll ich sagen- ich hatte keine Lust mehr.  Ein riesiger Stapel Formulare lag vor mir. Seitenweise Kram zum Ausfüllen: vom Fragebogen für die Gastfamilie, einem Bewerberbogen und Lebenslauf auf Deutsch und Englisch (nach amerikanischem Standard selbstverständlich) über einen 3-seitigen Arztfragebogen, ein ausführliches Essay und diverse Fotos und Dokumente bis hin zu einer Bewertung des Ausbildungsbetriebes wurde einem alles abverlangt. Wer mich kennt weiß was dann kam: Die Unterlagen landeten mit einem „Tzzzzz.“ in der nächsten Ecke.


Mein Hauskobold legte sie jeden Tag wieder auf den Küchentisch, egal wie weit ich sie wegräumte und nervte stündlich, dass ich endlich anfangen sollte sie auszufüllen. (An dieser Stelle noch einmal DANKE, mein Schatz!) Ich ging also irgendwann den Weg des geringsten Widerstandes und fing in meinem Urlaub an, den Papierkram zu erledigen.


3 Tage vor der Abgabefrist (es war mittlerweile September, also ich habe mich wirklich lange gesträubt anzufangen) hatte ich es geschafft alles zu meiner Zufriedenheit auszufüllen und konnte meine Bewerbung endlich abschicken.


Anfang Oktober bekam ich dann Post von der GIZ (Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit) und wurde zu einem Auswahlverfahren nach Bonn eingeladen. Geplant war ein ganzer Tag mit einem Wissentest zu deutscher und amerikanischer Geschichte, Politik und Heimatkunde, einer Gruppenarbeit, einem Englischtest und einem Interview vor einer Kommission auf Deutsch und Englisch. Was war ich aufgeregt! So aufgeregt, dass ich nicht allein nach Bonn fahren konnte, sodass der besagte Hauskobold mich auch hier ganz lieb unterstützte und mitkam. Ich ging also den gefühlten Gang zum Schafott und Jojo blieb beim Bäcker nebenan und lernte für die Uni. Die ganze Aufregung war definitiv übertrieben: Der Tag ging reibungslos über die Bühne und ich fuhr mit einem guten Gefühl wieder nach Hause.


Gesagt wurde uns zum Abschluss noch, dass wir nicht damit rechnen dürften vor Januar 2012 eine Rückmeldung zu unserer Teilnahme zu erhalten. Die GIZ würde für die jeweiligen Bundestagsabgeordneten Listen machen, auf denen die Kandidaten des Wahlkreises aufgeführt werden. Der Abgeordnete entscheidet sich dann anhand der Liste für einen Kandidaten, dessen Pate er wird. „Aber keine Sorge“, hieß es, „die meisten vergessen in der Zwischenzeit, dass sie sich beworben haben und sind dann ganz überrascht wenn sie im Januar Post bekommen.“ …Tja, das kann ich so nicht bestätigen. JEDEN Tag habe ich daran gedacht. JEDEN Tag von Oktober bis Anfang Januar. Also Verdrängungstechnik funktioniert bei mir scheinbar nicht… Mist.


Dann kam plötzlich der Anruf: „Frau Kurth? Hier ist das Büro des Bundestagsabgeordneten Dirk Fischer. Herr Fischer hat Sie als mögliche Kandidatin für das Parlamentarische Patenschaftsprogramm genannt bekommen und würde Sie gerne in einem persönlichen Gespräch kennenlernen.“ Alles klar, Termin für eine Woche später ausgemacht (dann in aller Ruhe ohnmächtig geworden) und am Tag der Tage mit Adina als Verstärkung zum Büro von Hr. Fischer gefahren.


Das Gespräch war entspannt und nett. Ich hatte ein gutes Gefühl aber war trotzdem der Meinung, dass es nicht gereicht haben kann. Wäre ja auch zu verrückt wenn das klappt. Herr Fischer sagte noch, dass ich in der kommenden Woche Dienstag per Post eine Zu- oder Absage bekommen würde. Auf dem Weg nach Hause hat Adina mir noch das Versprechen abgenommen, dass ich den Brief mit ihr zusammen öffne. Ich sollte sie sofort anrufen wenn er da ist. Klar, ist Ehrensache.


„Ok, nächste Woche Dienstag. Also nicht mehr allzu lange warten und ich habe endlich die Entscheidung!“ …Dachte ich…


Der Dienstag kam und ich öffnete nach der Arbeit mit angehaltenem Atem die Tür… keine Post. „Aber morgen mit Sicherheit!“, dachte ich optimistisch. Der Mittwoch kam und ich öffnete nach der Arbeit mit angehaltenem Atem die Tür… keine Post. „Aber morgen bestimmt!“, dachte ich etwas weniger optimistisch und mit etwas mehr Ungeduld. Der Donnerstag kam und ich öffnete nach der Arbeit mit angehaltenem Atem die Tür… keine Post. „Aber morgen!“, dachte ich ungeduldig. Der Freitag kam und ich öffnete nach der Arbeit mit angehaltenem Atem die Tür… keine Post. „Vielleicht morgen?“, dachte ich mutlos. Der Samstag kam und ja, ich musste samstags Arbeiten. Nach der Arbeit waren Jojo und ich mit ein paar Leuten auf dem Alstereisvergnügen und kamen dann nach Haus. Im Hausflur kam uns der Postbote entgegen. Wir sind gleich die Treppe hochgestürmt und ich habe mit angehaltenem Atem die Tür geöffnet… keine Post. Traurig gingen wir in die Wohnung und schlossen die Tür. Und siehe da: DER BRIEF WAR DA! Beim Öffnen der Tür wurde er nur vor der Tür hergeschoben.


„ADIIIIIIIIIIIIIINAAAAAAAAA! Der Brief ist da! Komm her!“ brüllte ich 2 Sekunden später ins Telefon. Adina und Thomas machten sich gleich auf den Weg und kamen mit einem Freudencarepaket und einem Frustcarepaket im Gepäck an. Wir öffneten den Brief und: Es hatte geklappt! Ich bin die Kandidatin! (Ja, ich gebe zu, der Überraschungseffekt ist nicht der gleiche wenn man die Geschichte in meinem Ich-gehe-nach-Amerika-Blog liest…) Klar, dass gleich alle angerufen und jede Menge gefeiert wurde…


Ja, so kam es das ich hier gelandet bin. Zwischenzeitlich ist alles geregelt: Verträge sind gekündigt oder ruhend gestellt, mein Arbeitsvertrag ruht ebenfalls für ein Jahr, das einwöchige Vorbereitungsseminar in Bad Bevensen liegt hinter mir, ich habe mein Eigenkapital angespart, Reisepass und Visum wurden beantragt und liegen nun vor, sämtliche Impfungen sind vollbracht. Ich habe meine Platzierung bekommen, mich an meiner Uni eingeschrieben und meine Kurse gewählt, habe ab und an Mailkontakt mit meiner Gastmum. Ich hatte meinen letzten Arbeitstag und meine Abschiedsfeier. Und seit heute kann ich sogar sagen, dass mein Koffer gepackt ist.


Die Vorbereitungen sind also abgeschlossen und es kann losgehen. Trotzdem kann ich das alles noch nicht glauben und würde die Geschichte immer noch mit „Es war einmal…“ anfangen.

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