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March, 2013

  1. Erster Eintrag 2013 (Arbeitsleben und mehr)

    March 15, 2013 by wildfox

    Wahnsinn, wie die Zeit vergeht. Über die Hälfte meiner Zeit hier ist auch schon um. In etwas

    mehr als 4 Monaten bin ich schon wieder in Deutschland.

    Hier in Colorado ist jetzt “Springbreak” und ich habe etwas Zeit gefunden endlich mal wieder zu schreiben.

     

     

    Auch wenn schon über zwei Monate seit dem Weihnachtsfest verstrichen sind, möchte

    ich einen kleinen Rückblick geben.

    Die Familie meines Gastvaters Shawn besteht aus seinem Bruder Kevin mit Ehefrau Joyce, Nichte Heather und Verlobten Patrick sowie Neffe Sean mit seiner Frau Ellen.

    Am Heiligen Abend kamen wir alle bei Heather zusammen und hatten auch eine „kleinen Bescherung“. Danach hatte sich die Familie überlegt in ein deutsches Restaurant nach Colorado Springs zu gehen.

    Das Essen und die Atmosphäre dort waren für amerikanische Verhältnisse ganz gut und es fühlte sich auch ein wenig wie „Deutschland“ an. Schön war auch, dass es dann sogar anfing zu

    schneien.

    Den Weihnachtstag (es gibt ja hier auch nur einen) verbrachte ich mit Shawn und Ruby und

    kochte Rouladen mit Kartoffeln und Rotkraut. Es gelang mir dank Shawns Hilfe auch richtig gut, nur mit dem Rotkraut hatte ich zu kämpfen. 🙂

     

    Den Jahreswechsel verbrachte ich mit ein paar deutschen Freunden in Miami, Florida.

    Angekommen am 27. Dezember nutze ich dann natürlich die Temperaturen und begab mich am darauf folgenden Tag gleich an den Strand. Mit Temperaturen von bis zu 23°C fühlte sich das alles nicht wie Dezember an. Am Abend dann gingen wir zu „Life in Color“, einer großen Veranstaltung mit über 15 DJs. Das Besondere an dieser Party? Atemberaubende Lichteffekte und Farben.

    Am nächsten Tag buchten wir eine Bus- und Bootsrundfahrt. Zuerst ging es zu den Everglades auf eine Bootstour. Wir sahen einige Alligatoren, Echsen und Schildkröten und ja…, ich war begeistert – aber es war einfach viel zu wenig Zeit.

    Beim Trip durch die Stadt bekamen wir alle berühmten Ecken Miamis (wie z.B. die Drehorte von Miami Vice) zusehen. Unser Tag endete mit einer Schifffahrt vorbei an den Häusern der „Schönen und Reichen“, die abgeschottet auf künstlich angelegten Inseln leben.

    Den vorletzten Tag des Jahres verbrachten wir dann in Key West, der südlichsten Stadt der Vereinigten Staaten.

     

     

    Den Jahreswechsel feierten wir dann am Strand von Miami mit Hunderten andern Leuten.

    Im Januar begann die zweite Hälfte meines Programmes, meine Collegephase

    endedete und ich hatte meinen ersten Arbeitstag als Praktikant bei der Stadtverwaltung La Junta.

    Pünklich um 8:00 Uhr startete ich mein Praktikum. Vom relativ entspannten Studentenleben war das eine ganz schöne Umstellung. Anstatt von 9:00 bis 12:00 Uhr am College zu sitzen, bin jetzt also jeden Tag von 8:00 bis 17:00 Uhr auf Arbeit (mit vorgeschriebener einstündiger Mittagspause natürlich).

    Interessant ist das Ganze, da ich jeweils Teilzeit bei Stadt- und Landkreisverwaltung arbeite.

    Bei der Stadtverwaltung arbeite ich direkt mit dem City Manager und beim Landkreis mit den drei Komissionaren (gewählte Vertreter für den Landkreis).

    Daher besteht mein Alltag glücklicherweise nicht nur aus Büroarbeit. Es vergeht kaum eine Woche ohne Außentermin, Amtsleiterbesprechung, Bauabnahme, Bürgerfragestunde oder Stadtratssitzung. Letze Woche waren wir sogar bei einem Termin mit Abgeordneten und Senatoren der Landesverwaltung.

    Für die, die es interessiert: Verwaltungsaufbau und Hierarchie hier sind wesentlich flacher als in deutschen Behörden. Hier setzt man sehr auf starke Führungskräfte und arbeitet nach dem Motto „Zu viele Köche verderben den Brei“. Das gilt auch für die gewählten Vertreter.

    Ansonsten kämpfen die Kommunen hier genau so mit Einschnitten bei Zuwendungen und auch Rückgangen bei den Steuereinnahmen.

    Interessant fand ich, dass die Dörfer und Städte nicht nur die Brandbekämpfung unterhalten sondern jede Stadt und jedes (!) Dorf auch für die Polizei zuständig sind. Und auch der Landkreis hat seine eigenen Sheriffs und ein eingenes kleines Gefängnis.

    Was ich prima (aber auch „Typisch amerikanisch“)  finde ist, dass es bei den meisten Besprechungen (insbesoderen abends oder mittags) Burger, Pizza oder Subway Sandwiches gibt. J

    Ach ja, und es gibt Drive-Thru (Durchfahrtsbedienung so wie wir es von McDonalds kennen) für wirklich alles! Fastfood, Bankautomaten und sogar die Stadtkasse hat ein kleines Fenster.

    Das einzige was mich am Arbeitsleben in Amerika wirklich stören würde, wären die Urlaubstage. Durchschnittlich hat man hier nämlich nur um die 10-15 Tage im Jahr.

    Ich habe mich jetzt auch schon richtig eingearbeitet, kenne Kollegen und Ämter. Bis Ende Juni

    bin ich jetzt noch Praktikant – verrückt, dass schon die fast die Hälfte der Zeit rum ist.

     

     

    Arbeit ist natürlich nur das halbe Leben und ich habe auch wieder eine Menge erlebt.

    La Junta ist wahrscheinlich für drei Dinge bekannt: das College, Bent´s Fort (was noch vor 150 Jahren der einzige Handelsposten im „Wilden Westen“ war) und das Koshare Indianer Museum.

    Im Januar kam ich dann auch endlich dazu dieses Museum und eine Vorführung dort zu besuchen und bestaunen. Es gibt hier eine Gruppe von Indianern (oder deren Nachfahren) und anderen Einwohnern La Juntas die versuchen Kultur und insbesondere Tanzkunst der Koshare Indianer aufrecht zu erhalten. Es war beeindruckend mich mit diesem Teil der amerikanischen Geschichte zu befassen.

     

    Obwohl ich jetzt nicht mehr studiere, bin ich immer noch sehr am College involviert und aktives Mitglied bei den College-Organisationen. Dort helfe ich z.B. bei Veranstaltungen und Spendensammlungen oder bei der Planung von Ausflügen und Aktivitäten.

    Mit dem Leadership (Führung/Leitung) Programm des Colleges war ich Ende Januar zu einem ganztägigen Gipfeltreffen für junge Führungskräfte in Denver.

    Da mein Programm vom amerikanischen und deutschen Parlament getragen wird, ist es

    in Ziel seinen jeweiligen Wahlkreisabgeordneten in Deutschland und auch den USA zu treffen. Letztes Jahr hatte ich schon die Möglichkeit meinen sogenannten „Parlamentarischen Paten“, Bundestagsabgeordneten Manfred Grund, zu treffen.

    Anfang Februar ergab sich nun die Möglichkeit ein paar Worte mit dem Repräsentanten auf amerikanischer Seite, „Congressman“ Cory Gardner, zu wechseln.

    Ich berichtete ihm von meinem Hintergrund und den vielen Erfahrungen, die dich dank dem Programm schon sammeln konnte und hatte ein sehr angenehmes Gespräch.

    Vielleicht bietet sich für mich die Möglichkeit, ihm Ende Juli im Kapitol in Washington zu besuchen.

     

    Wie schon beschrieben, ist mein Praktikum ziemlich abwechslungsreich. Dass es einmal so abwechslungsreich sein könnte hätte ich nicht gedacht. La Junta besitzt einen kleinen Privatflughafen der aus einer ehemaligen Militärbasis entstanden ist. Die Stadtverwaltung ist gerade dabei ein kleines Museum über die Geschichte des Airports und das Militär aufzubauen. Das aufregende für mich daran war, dass ich die Möglichkeit hatte zwei der Ausstellungstücke zu fahren. Stadtplaner Dan Eveatt hat einen 1951 Jeep und 1952 Truck restauriert und wieder fahrtüchtig gemacht und mich dann tatsächlich damit fahren lassen. Abenteuerlich… und so ganz ohne Servolenkung. J

     

     

    Die letzten drei Wochen waren besonders schön, denn meine Freundin besuchte mich in Colorado.

    Ich freue mich auch schon auf Ostern, denn dann bekomme noch einmal Besuch – diesmal von meinen Eltern und meiner Schwester.

     

     

    Zum Abschluss mal wieder ein paar interessante Fakten aus Colorado:

     

    –        Extreme Temperaturschwankungen (am Dienstag waren es hier -5°C, heute (Freitag, 15. März) erreichen wir Temperaturen von bis zu 27 Grad)

    –        Vieles wird immer noch per handschriftlichen Scheck bezahlt (Rechnungen, Lohn, Einkäufe)

    –        Die Benzinpreise hier sind in letzter Zeit zwar sehr gestiegen, umgerechnet währen das zur Zeit aber trotzdem nur ca. 0,65€ pro Liter Benzin

    –        Es ist nicht ungewöhnlich hier in Südost Colorado einen richtigen „Cowboy“ anzutreffen (Hut, Stiefel, Levis Jeans, Kautabak im Mund und manche verstehen es auch echt noch ein Lasso vom Pferd aus zu werfen)

    –        Zum Schluss noch eine Sache, die mich sehr gefreut hat: beim Lesen des amerikanischen Buches/Reiseführer „Journeys of a Lifetime“ (Reisen die man in seinem Leben gemacht haben muss) von „National Geografic“ war neben den Orten wie Hawaii und Sehenwürdigkeiten wie den Inka Tempeln in Peru auch die Harzer Schmalspurbahn von Nordhausen nach Wernigerode vertreten. Das fand ich schon sehr beeindruckend und das steht jetzt auch schon auf meiner „To Do List“ wenn ich zurück bin! J

     

    Das wars nun erst einmal. Ich versuche in den nächsten Monaten wieder regelmäßiger zu schreiben. Über Fragen und Anmerkungen würde ich mich sehr freuen!

     

    Liebe Grüße nach Deutschland! J

     

    Tobias Köcher